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Datum: 25.11.2024

Landkreis setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Landrat und Gleichstellungsbeauftragte hissen Flagge am Verwaltungsgebäude / Orangefarbene Bank als Symbol für den UN-Aktionstag

Landrat Alexander Tönnies und Gleichstellungsbeauftragte Valérie Stroh hissen die Aktionsfahne zum Tag gegen Gewalt an Frauen vor der Kreisverwaltung.


Landrat Alexander Tönnies und die Gleichstellungsbeauftragte Valerie Stroh haben gemeinsam vor der Kreisverwaltung die Flagge „Wir sagen NEIN zu Gewalt gegen Frauen!“ gehisst. Anlass ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen der Vereinten Nationen am Montag, 25.11.2024.

„Gewalt gegen Frauen bleibt ein Thema, dem wir mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Die Zahl der Delikte ist zuletzt erneut gestiegen“, sagt Landrat Alexander Tönnies. Vor wenigen Tagen hatten Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus erstmals ein Lagebild zu „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ präsentiert. Besonders erschreckend: Durchschnittlich gibt es fast einen Femizid pro Tag. Eine Frau wird dabei getötet, weil sie eine Frau ist. „Als Gesellschaft müssen wir uns auch kritisch fragen, warum es erst jetzt ein Lagebild zur Gewalt an Frauen gibt. Warum haben wir als Gesellschaft diese Gewalt bisher so hingenommen?“, so der Landrat.

Um das Thema sichtbarer zu machen, wehte am Welttag gegen Gewalt an Frauen die Aktionsflagge. Ein dauerhaftes Zeichen dagegen ist die orangefarbene Bank mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen und Mädchen!“, die nun auf der Grünfläche vor dem Haupteingang der Landkreisverwaltung steht. Orange ist die Farbe des UN-Welttags. Deutschlandweit wurden bereits etliche dieser Bänke aufgestellt. Die Bank ist zudem mit der Telefonnummer des Frauennotrufs Oberhavel beschriftet. Wer die 0800 6648045 wählt, landet beim Märkischen Sozialverein.

Die orangefarbene Bank wird zum Zeichen gegen Gewalt an Frauen eingeweiht.


Positive Zeichen sind, dass sich die Kapazität im Frauenhaus Oberhavel zuletzt erhöht hat und der Zugang nun barrierefrei ist. Acht Familienzimmer mit insgesamt 24 Plätzen stehen zur Verfügung. Zudem sicherte das Land Brandenburg dem Kreis in einem Förderbescheid insgesamt 324.000 Euro für die Finanzierung in den Haushaltsjahren 2024 und 2025 zu. Das ist deutlich mehr als in der Vergangenheit. Die Oberhavel Kliniken sind außerdem Teil des Projekts „Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung“. Weil Betroffene von sexualisierter Gewalt zumindest unmittelbar nach einer Tat die Anzeige bei der Polizei scheuen, bieten die Oberhavel Kliniken eine vertrauensvolle medizinische Behandlung und eine Spurensicherung an. Beweismaterial wird zehn Jahre lang verschlüsselt aufbewahrt.

Hintergrund
Das vom Bundeskriminalamt herausgegebene Lagebild zur Gewalt an Frauen trägt nun systematisch Zahlen zu den entsprechenden Delikten zusammen. Und diese Zahlen sind bedrückend. Zu den 360 Femiziden deutschlandweit kommen noch 578 versuchte Tötungen. 68,6 Prozent der Tötungsdelikte fallen unter häusliche Gewalt. Es sind also Taten innerhalb der Familie. Opfer häuslicher Gewalt insgesamt wurden 2023 fast 181.000 Frauen – 5,6 Prozent mehr als 2022. Tatverdächtige und Täter sind fast immer Männer: 98,9 Prozent bei Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff, 98,7 Prozent bei sexueller Belästigung, 95,5 Prozent beim sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen ab 14 Jahren. Von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung waren 2023 insgesamt 591 Frauen und Mädchen betroffen – ein Anstieg um 6,9 Prozent. Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität. Mit 322 Straftaten wurde 2023 ein Anstieg um 56,3 Prozent zum Vorjahr registriert. Auch im Digitalen Raum haben die Angriffe auf Frauen zugenommen. 62,3 Prozent der Opfer Digitaler Gewalt sind weiblich. 2023 wurden mehr als 17.139 Frauen und Mädchen Opfer zum Beispiel von Cyberstalking oder Cybergrooming. Unter Cyberstalking versteht man das Überwachen einer Person mit digitalen Hilfsmitteln. Cybergrooming beschreibt die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet.

Selbstbehauptung für Frauen
Der Märkische Sozialverein lädt zu einem „Training gegen die Angst“ ein. Lernziel ist, selbstsicherer mit Konfliktsituationen umgehen und sich gegen einen Angreifer einfach und effektiv verteidigen zu können. Der Workshop findet am Freitag, 29.11.2024, von 18.00 bis 21.00 Uhr in der Liebigstraße 4 (Großer Saal) in Oranienburg statt. Eine Anmeldung unter Telefon 03301 6896950 oder per Mail an [email protected] ist erforderlich.

Wichtige Nummern im Notfall:
Frauennotruf Oberhavel: 0800 6648045
Frauennotruf bundesweit: 116 016

Weitere Nummern gibt es in der Faltkarte im Brieftaschenformat „Nummern für den Notfall“. Es ist im Gleichstellungsbüro der Kreisverwaltung, Adolf-Dechert-Straße 1 in Oranienburg, und online als PDF unter www.oberhavel.de/gleichstellungsbeauftragte erhältlich.